Die Espress-Lieferung

Buchhandlungen können nicht vorhandene Titel in der Regel über das Barsortiment binnen 24 Stunden besorgen. Meiner Meinung nach ist das doch ziemlich schnell. Einigen Kunden reicht es scheinbar noch lange nicht aus.

(Am Telefon)
Kundin: "Ich brauche das Buch ''Schindlers Liste''.
Ich: "Das haben wir leider nicht da. Ich könnte es Ihnen aber zu morgen bestellen."
Kundin: "Morgen? Nicht heute?"
Ich: "Nein, das schaffen wir leider nicht."
Kundin: "Was soll das denn? In allen anderen Buchhandlungen geht das!"

Naja, uns fährt das Barsortiment für diesen einen Titel nicht nochmal an.

Mal was Neues.

Geklaut wird, würde ich sagen, täglich. Das sich ein Dieb, bevor er klaut, beraten lässt, kommt auch mal vor. Während meiner Ausbildung ist mir allerdings etwas untergekommen, was mir seit dem nicht mehr begegnet ist:

Ein Kunde bestellte sich zwei Bücher zur Ansicht und kam ein paar Tage später, um die Bücher abzuholen. Er fragte, ob er sich einen Moment setzen dürfte, um sich die Bücher gründlich anzuschauen. Sicher durfte er das, immerhin waren die Bücher ja zur Ansicht bestellt. Ich kümmerte mich dann um andere Kunden und als ich mich erkundigen wollte, ob dem Kunden die bestellten Bücher zusagen musste ich feststellen, daß er weg war. Natürlich mit Büchern. Und ohne zu zahlen.

Nach den Varianten "Irgendwelche Bücher klauen" für Anfänger folgt "Empfohlene Bücher klauen" für Fortgeschrittene. Klar, dass die Profivariante dann "Bestellte Bücher klauen" lautet.

Tierischer Besuch

Hunde zumindest, müssen bei uns draussen bleiben. Aber was ist mit Schwalben? Ja, richtig gelesen. Wir hatten eine kleine Schwalbe in unserem Laden, die ziemlich irritiert dreinblickend (falls Schwalben sowas können) auf der Ausschilderung unserer Taschenbuchabteilung saß. Sie saß dort und wollte nicht mehr weg.
Da Vögel eine recht zügige Verdauung haben, machte ich mir etwas Sorgen um die Bücher.
Doch wie soll man eine Schwalbe bitten, den Laden zu verlassen?- Also wurden kurzerhand die Kunden beiseite "gestellt", ein Höckerchen geholt und der alte Jackentrick angewendet. Ja, denkste. Die Schwalbe war Vollprofi und ließ sich dadurch nicht wirklich fangen. Sie setzte sich einfach ein paar Meter weiter auf's Kinderbuch.
So ging es eine ganze Weile, bis ich sie in's Schaufenster getrieben hatte. (Muss ein netter Anblick für die Passanten gewesen sein, dieser ungleiche Kampf, Buchhändlerin gegen die große, böse Schwalbe...)
Ein letztes Aufbäumen Aufflattern der Schwalbe endete mit einem deutlichen "Klonk" an der Scheibe. Es war nicht meine Schuld! :(
Wie es sich herausstellte war es auch nicht weiter schlimm. Der Vogel war nur einen kurzen Moment verdattert, flog dann aber weiter. Draußen!

Warum gibt es den Pferdeflüsterer" nicht auch für Schwalben?- Marktlücke, echt.

Schweinkram!

Vergangene Tage beobachtete ich zwei ältere Damen, die sich ein Buch hin- und herschoben. Es ging eine ganze Weile so, bis sich eine der älteren Damen einen Ruck gab und mit dem Buch "Die Wanderhure" an die Kasse kam.

Dame: "So, dann zahl ich datt halt, wenn du dich nich' traust!"
Freundin: "Neee, das kannst'e doch nich' machen!"
Dame: "Und ob ich datt kann. Siehst'e ja wohl. Wenn'e dich nicht traust."
Ich: "Wieso haben Sie sich denn nicht getraut? Ich beiß' doch nicht."
Freundin: "Nee, Sie mit Sicherheit nicht. Aber watt Sie jetzt wohl von uns denken...."
Ich: "Was sollte ich denn von Ihnen denken?"
Freundin: "Na wegen dem Buch da. Ist bestimmt so'n Schweinkram, so wie datt heißt."
Ich: "Ich kann Sie beruhigen. Das Buch ist kein Schweinkram."
Dame: "Sach' ich doch. Datt klingt nur so."
Ich: "Das ist ein historischer Roman."
Dame: "Siehste" Dann kannst'e sogar angeben, wenne das gelesen hast."

Lesen bildet also nicht nur, nein, ein Buch kann auch ein Statussymbol sein.